Für mich ist die Zahl 8 rosarot
Als Leiterin von Mathiblitz bist du für die organisatorischen Aufgaben der Nachhilfeschule zuständig und unterrichtest auch. Was bereitet dir beim Unterrichten am meisten Freude?
Wenn der Groschen fällt und das Kind mich anstrahlt. Das ist ein wunderschöner Moment. Und natürlich schätze ich den direkten Kontakt mit den Kindern sehr.
Schön ist aber auch, dass ich die vielen Freuden und schönen Momente beim Unterrichten mit den Standortleiterinnen und Standortleitern von Mathiblitz teilen kann. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.
Gab es einen Moment in deiner Lehrerinnentätigkeit, welcher dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Spontan, kommen mir zwei Gegebenheiten in den Sinn:
Zwei Mädchen kommen das erste Mal zu mir in den Mathiblitz in Zürich-Oerlikon. Sie schauen sich an: ‚Hä – du hier??’ und prusten los. Es stellt sich heraus, sie kennen sich von einem Chat und sehen sich hier im Schulzimmer zum ersten Mal im reellen Leben. Unglaublich, nicht?
Ich sitze mit meinem Mann und unseren vier Söhnen gemütlich zu Hause. Es klingelt an der Tür. Der Vater einer Schülerin steht da und hält eine Sonntagstorte in den Händen. Seine Tochter hat sie extra für mich dekoriert. Ich bin total gerührt.
Und dann immer wieder die Momente, in denen ich in die Augen der Kinder schaue und dahinter die unendliche Weisheit dieser Kinderseele, sowie ihren Willen, zu gefallen und es Recht zu machen sehe, gemischt mit Lachen und Lebensfreude. Wenn dies zusammenfällt mit einem mathematischen Aha-Erlebnis, sind dies Augenblicke, denen ein eigener Zauber anhaftet.
Wie bist du denn überhaupt zum Lehrerberuf gekommen?
Über Umwege: Schon mein Sekundarlehrer Herr De Luca war sicher, ich würde einmal Lehrerin werden. Ich traute es mir damals nicht zu, hielt mich für zu ungeduldig. Ich wurde Lebensmittelingenieurin ETH.
Viele Jahre später, an einem Wendepunkt in meinem Leben, fragte mich eine Beraterin, ob unterrichten nicht eine passende Tätigkeit für mich wäre. Sie erklärte mir auch, wo ein Quereinstieg möglich sein könnte. Und wie es manchmal so kommt im Leben, fügte sich eins zum anderen und ich konnte als Berufsmaturitätslehrerin für Mathematik an einer Abendschule meine ersten Erfahrungen sammeln. Die Feedbacks waren zu meiner Überraschung sehr gut. Vor allem die Schülerinnen meinten, sie hätten zum ersten Mal im Leben dank meinem Unterricht Mathematik verstanden.
Wie erklärst du dir diesen Erfolg? Hast du ein besonderes Rezept?
Mein Rezept? Ich habe eine Ausbildung als Mediatorin absolviert und dabei gelernt, Personen mit ihren Stärken wahrzunehmen. Sie dort, wo sie sind abzuholen und vorsichtig an das Neue heranzuführen. Und dieses Wissen setze ich nun im Unterricht um. Ich vermittle zwischen dem Schüler/der Schülerin und der Mathematik. Und ich denke, die Kinder spüren sicher auch, dass ich wirklich Freude an Zahlen habe.
Meine Söhne haben mir mitgegeben: ‚Sag niemals: es ist eigentlich ganz einfach. !’ Denn dies ist es für die Kinder nie, wenn sie etwas fragen. Das habe ich mir gemerkt.
Als diplomierte Ingenieurin ETH war Mathematik ein zentraler Bestandteil deines Studiums. Hat dir die Mathematik schon in den ersten Schuljahren Spass gemacht?
In den ersten Schuljahren? Nein, ich fand das Rechnen anfangs schwierig. Erst In der sechsten Klasse ging es dann besser. Die Liebe zu den Zahlen habe ich im Gymnasium entdeckt, dort hatte ich einen genialen Mathelehrer.
Erinnerst du dich noch genauer an diesen Mathematiklehrer?
Ja, sehr gut. Er hiess Herr Gasser. Er war ein bescheidener, brillanter kleiner Mann mit einem riesigen Herzen. Mit ihm haben wir nicht nur Mathematik gelernt, sondern auch über Gott und die Welt philosophiert. Er konnte beim Erklären am Tisch sogar die Zahlen auf dem Kopf schreiben. Das trainiere ich nun auch….
Hast du einen Traum für Mathiblitz?
Ja, den Traum, dass wir möglichst vielen Kindern helfen können, dass sie sich mit mehr Leichtigkeit und Kompetenz in der Welt der Zahlen bewegen können, auch Kindern aus Familien mit einem sehr engen Familienbudget. Mathiblitz sollte es in allen grösseren Orten geben.
Hast du ein Lieblingsrätsel oder Lieblingsspruch zur Mathematik?
Ja, mein Sohn hat sogar einen Pulli mit der Aufschrift meines Lieblingsspruchs:
I love math: 1+1=11
Und zum Schluss: Hast du eine oder mehrere Lieblingszahlen?
Meine Lieblingszahlen sind 8 und 48.
48, weil sie als relativ kleine Zahl durch so viele Teiler teilbar ist, so viele Rechnungen möglich macht. Das war damals in der 3. Klasse eine Wunderzahl für mich.
8, weil ich sie einfach als geschriebene Zahl schön finde. Für mich ist sie rosarot. Und wenn man sie hinlegt, bedeutet sie unendlich und animiert zum Träumen.
Herzlichen Dank für das spannende Interview!
(Adriana Pepe)